Die Geschichte von Kitty

Ende Mai kam eine Familie mit ihrer 4 Jahre alten Katze zu uns in die Praxis. Die Mietz wurde am Tag zuvor von einem Auto angefahren, war stundenlang verschwunden und als sie endlich nach Hause kam, konnte sie ihren Schwanz nicht mehr bewegen. Nach dem Röntgen stand fest - Schwanzabriss – er war zwar noch dran, nur die Nerven wurden unterbrochen und Kitty konnte ihn nicht mehr bewegen.
Die Familie stand das erste Mal vor der Entscheidung – Einschläfern oder versuchen! Kitty bekam ihre 2. Chance.  Das Problem bei einem Schwanzabriss ist, dass auch die Nerven, welche für den Urin- & Kotabsatz verantwortlich sind, beschädigt werden können.
Am nächsten Tag kam Kitty wieder in der Praxis und wie schon erwartet konnte sie weder selbstständig pullern, noch Kot absetzen. Und wieder stand man vor der Entscheidung - Ok wir versuchen es weiter – ihre 3. Chance  – Alternative war 2-3x tgl. die Blase auszudrücken und mit Einläufen nachzuhelfen. Nur leider war die Familie berufsmäßig so eingeplant, dass dies nicht möglich war. Aber ok - ich hatte noch eine Woche mein Katzenzimmer frei und bot an Kitty auf Pension zu nehmen. 1 Woche und dann sehen wir weiter. Die ersten Tage waren anstrengend, trotz Schmerzmittel konnten wir nur zu 2. die Blase ausdrücken, aber ab dem 5. Tag schien Kitty verstanden zu haben, dass es ihr hilft. Von da an war es einfach, sie kam zu mir und lies sich ohne Gegenwähr die Blase ausdrücken. So weit so gut! Die Woche war rum, alleine pullern konnte sie aber noch nicht. Was jetzt? Ok wir versuchen es weiter. Das Zimmer ist zwar ausgebucht, aber dann kommt Kitty eben direkt mit ins Wohnzimmer. Wir haben uns entschieden es 3 weitere Woche zu versuchen. OK ihre 4. Chance.  Sie bekam Medikamente (Schmerzmittel, Antibiose, Vitamine, Lactulose, ...), verstand sich mehr schlecht als recht mit Kalle (was ich total verstehen kann – er ist auch echt aufdringlich) und lies sich die Blase ausdrücken. Kot absetzten ging nach wie vor nur mit Einläufen (dann aber wo sie lief, stand und lag, wir mussten alles mit Decken auslegen).
Die Zeit verging, doch nichts änderte sich! Die Familie kam regelmäßig 2-4x die Woche. Den Pensionsvertrag hatten wir längst auslaufen lassen, kann sich ja sonst keiner leisten.
Die Zeit war rum und es gab keinerlei Besserung – doch wie viel kann man einer Katze zumuten? Es ist ja sicherlich enormer Stress für die Kleine und das ganze ein Leben lang? Dazu kam, dass sie sich nur von mir die Blase ausdrücken lies – behalten können wir sie aber nicht!
Wir unterhielten uns lange und Kitty bekam ihre 5. Chance! Es verging Woche um Woche, wir übten das Blase ausdrücken und manchmal gelang es bei der Familie, aber ohne Einläufe ging weiterhin nichts. Nach unglaublichen 9 Wochen haben wir entschieden, dass Kitty wieder nach Hause geht und wir es einfach versuchen müssen, sollte es nicht klappen, bleibt Chance 6 leider aus. Am Wochenende sollte Kitty geholt werden, an dem Mittwoch zuvor hat sie das 1. Mal selber gepullert. Ich hätte fast geheult, so überrascht war ich. Sie ging aufs Klo, scharrte ein Loch (ok das hat sie die ganze Zeit gemacht, es kam nur nichts) und hat ein paar Tropfen Urin abgesetzt. Von da an wurde es jeden Tag besser, ab Freitag mussten wir die Blase nicht mehr ausdrücken. Kotabsatz war immer noch ein Problem, aber die Blase war ok – also durfte Kitty nochmal 2 Wochen länger dableiben. Die 6. Chance!
Kitty lebt jetzt seit ungefähr 5 Wochen wieder Zuhause. Sie setzt selbstständig Urin und Kot ab! Wir haben ihr den Schwanz amputiert und seit dem ist sie wieder eine Freigängermietz und genießt ihr Leben. Ein großen Respekt an die Familie, die Kitty bis zum Schluss nicht aufgeben wollten und keine Kosten und Mühen für ihre Katze gescheut haben.
Eigentlich schien das ganze von Anfang an aussichtslos, aber manchmal lohnt es sich einfach zu kämpfen und wir haben gekämpft, mit Durchfall, Verstopfung, ihren Launen – Aber es hat sich gelohnt! Kitty wir wünschen dir ein langes glückliches Katzenleben! Wir hoffen, du wirst deine 7. Chance nie brauchen!